Dies wird wohl der letzte Eintrag in meinem Blog, denn mein weltwärts-Einsatz in Namibia ist nun vorbei.
Seit meinem letzten Eintrag ist viel passiert, in meinem Projekt ging es auf und ab, es gab Veränderungen und ehrgeizige Pläne für die Zukunft, neue Projekte wurden vorbereitet. Auch gefühlsmäßig waren die letzten Monate ein auf und ab, eine Mischung aus sich-nach-Hause-sehnen, weil es nun ja doch mal genug ist und noch-viel-länger-bleiben-wollen, weil man doch gerade erst angekommen ist, gerade erst genug verstanden und gelernt hat um richtig loslegen zu können.
Gerade 'meine' Vormittagsklasse würde ich noch so gerne bis ans Ende des Schuljahrs begleiten (Anfang Dezember), habe ich doch die ganze Unterrichtsstruktur aufgebaut, so viel angefangen und kann es nun nicht zu Ende führen. Aber nicht nur ist mein Visum bis Dezember längst ausgelaufen, in Deutschland warten ja auch Verpflichtungen auf mich, die Familie und Freunde, mein Studium. Und darauf freue ich mich ja auch.
Nach einem tollen Urlaub im Mai, erstmal zwei Wochen durch den Norden Namibias gereist zu fünft im 4x4 mit Dachzelt, bis ganz hoch an die Grenze zu Angola, dann eine Woche mit meiner Mutter die typische (aber auch schöne) Touristenroute, ist es schwer wieder in den Arbeitsalltag reinzukommen. Die letzten Wochen haben sich gezogen und die Motivation war niedrig. Was bringt es noch sich Neues zu überlegen, in ein paar Wochen ist man doch eh nicht mehr da? Doch irgendwann war die letzte Woche dann doch da, die anderen Freiwilligen kamen aus den Regionen angereist fürs Ausreiseseminar und die Zeit der Abschiede begann... Von den wichtigsten Leuten hat man sich verabschiedet, im Projekt mit Fotos und Geschenken, von Freunden, bestimmten Orten. Aber manche hat man dann auch nicht mehr gesehen. Die nette Frau, die die Straße runter wohnt, wo man sich manchmal Guthaben für sein Handy kauft. Ein paar der Kinder, wo man dachte man sieht sich bestimmt nochmal und sie dann doch nicht kamen.
Es ist komisch im Bus zu sitzen und das letzte Mal vom Projekt nach Hause zu fahren. Nie mehr die unebene Sandstraße, die so viel Staub aufwirbelt. Nie wieder die Grundschule, das Zeichen der Hoffnung in dieser Gegend. Die ganzen Hütten, zusammengezimmert aus Wellblech, Plastik und allem, was sich finden lässt. All das ist so vertraut geworden, ist gewissermaßen Teil dieser Heimat auf Zeit, die ich, wie die meisten der anderen Freiwilligen auch, in Namibia gefunden habe.
Zuletzt verabschiede ich mich von meiner Gastfamilie, morgens früh, der Bus fährt uns zum Flughafen. Der Abschied ist schnell, wir haben uns am Abend vorher schon richtig verabschiedet. Mein Freund lädt unser Gepäck in den Bus, ich umarme meine Gastmutter und die Kleinen. Nguvi fängt an zu weinen, weiß nicht wie sie die Situation verstehen soll und vergräbt ihr Gesicht in der Kleidung ihrer Mutter.
Wir steigen in den Bus, noch einmal winken, und der Bus fährt los. Nie wieder werde ich diese Straße lang gehen, müde von der Arbeit und den kleinen Hund verwünschend, der mich ankläfft. Nie wieder an dem kleinen Straßenstand Obst kaufen. Nie wieder hier aus dem Taxi aussteigen, und denken 'endlich zu Hause'.
Wir landen einen Tag später mit etwas Verspätung aber sonst gesund und munter in Frankfurt. Unsere Familien empfangen uns und... Namibia ist vorbei. Endgültig. Dieses Jahr voller Freiheit, neuer Erfahrungen. Voller unbeschreiblicher Eindrücke, neuer Kulturen. Ein Jahr um sich auszuprobieren, Fehler zu machen und zu Lernen. Über andere, sich selbst und die Welt. Um Entwicklungsarbeit nicht nur kennenzulernen, sondern aktiv mitzugestalten, auf unterster Ebene, und dabei alle Vor- und Nachteile selber zu erkennen.
Ich habe mein weltwärts-Jahr sehr genoßen und auch wenn es nicht immer ganz einfach war habe ich nie daran gezweifelt die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Ich kann jedem nur empfehlen einen solchen Freiwilligendienst zu machen. Es war das Beste, was ich nach dem Abi hätte machen können.
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